Titel: Die unterirdische Sonne
Autor: Friedrich Ani
Seiten: 334 Seiten
Preis: 16,99€
Verlag: cbt
Verlag: cbt
ISBN:
978-3-570-16261-3
Klappentext
Eine Insel. Ein Haus. Ein Keller. Fünf Jugendliche, die mit Gewalt darin festgehalten werden. Kein Tageslicht. Und täglich wird einer von ihnen nach oben geholt. Doch niemand spricht über das, was dort geschieht. Denn wer spricht, stirbt, bekommen sie gesagt.Angst und Wut, Verzweiflung und Sehnsucht lassen die Jugendlichen angesichts ihrer aussichtslosen Lage beinahe verrückt werden. Bis ein neuer Junge zu ihnen gebracht wird, der nicht bereit ist, die Gewalt zu akzeptieren.
Meine Meinung
Dieser Roman ist vielleicht so ziemlich das erschreckendste, was ich
in letzter Zeit gelesen habe. Fünf Jugendliche, die teilweise
bereits über ein Jahr in einem Keller festgehalten werden und immer
mal wieder nach oben in das Haus geholt werden. Doch keines der
Kinder darf mit den anderen darüber sprechen, was dort geschieht.
Auch der Leser kann nie genau sagen, was dort mit den Kindern
geschieht, da alles sehr weit umschrieben wird. Der Leser erhält
also eine gewisse Freiheit, sich vorzustellen, was mit den Kindern
geschieht, was es in meinen Augen noch weitaus grausamer macht.
„In seinem Kopf stolperten die Gedanken übereinander. Beweis: Er brachte kein Wort heraus, keinen Ton.“ (S. 254)
Im Buch wird deutlich, dass jedes der Kinder auf seine ganz eigene
Art an etwas glaubt und wie vielleicht dieser Glaube die Kinder –
denn genau das sind sie, auch wenn der älteste unter ihnen, Noah,
bereits 18 Jahre alt ist - solange durchhalten lässt. Sophie glaubt
an Gott. Leon daran, irgendwann einmal professionell Fußball spielen
zu dürfen. Noah glaubt an die Rache.
Allerdings wird Noahs Rolle, wie der Klappentext sie ankündigt, für
mich nicht ganz ersichtlich. Klar ist für mich, dass er für eine
kurze Zeit irgendwie die Leitung über die anderen vier Jugendlichen
übernimmt, da er an eine Situation wie diese tragischerweise bereits
aus seinem Elternhaus gewöhnt ist. Auf der anderen Seite möchte er
sie aber auch irgendwie dazu bringen, sich gegen die Gewalt zu
wehren. Er wird das erste und einzige zu beklagende Opfer dieser
Gewalt, was meiner Meinung nach eher der Grund dafür ist, dass auch
die restlichen 4 verbleibenden Jugendlichen erkennen, dass sie das
nicht akzeptieren müssen.
„Und?“, Noah warf Conrad einen Blick zu und verzog dabei den Mund. „Spürst du's?“
„Was?“
„Das Leben.“
Ungerührt schwang Conrad vor und zurück. (S. 188f)
Das schlimmste, aber vielleicht auch das, was einfach folgen musste,
ist die Tatsache, dass die Qualen, die die Kinder in dem Keller
erleben mussten, dazu geführt haben, dass sie auch, nachdem sie sich
befreit haben, keinen Kontakt zu ihren Familien aufbauen wollen oder
können, da die Erlebnisse im Haus sie soweit von ihrem Familienleben
entfernt haben, dass es kein Zurück dorthin geben kann. Stattdessen
verlassen sie die Insel und leben in einem verlassenen Haus, zusammen
mit Drogenabhängigen und anderen zwielichtigen Gestalten.
Für mich ist dieser Roman zwar durchaus gut und es ist interessant,
die Szenarien aus der Sicht der fünf Jugendlichen zu erleben, doch
eine Leseempfehlung ab 16 Jahren finde ich durchaus etwas zu niedrig
angesetzt. Zwar wird nicht alles beim Namen genannt, doch trotzdem
bietet der gesamte Roman und der Handlungsort genug Angriffsfläche,
um sich eine plausible Geschichte drum herum zu bauen. Zwar bieten
die jugendlichen Protagonisten auch einen guten Ansatz für
jugendliche Leser, doch insgesamt würde ich persönlich den Roman
nicht in so jungen Jahren empfehlen. Mir persönlich fiel es
teilweise sehr schwer, weiterzulesen.
Das Buch bekommt von mir trotz dieser Problematik volle 5 Herzen, da
mir der Roman, die Handlung und die verschiedenen Protagonisten
durchaus „gefallen“ haben. Alles erschien mir von den
Geschehnissen her logisch, auch wenn es sicherlich kein
unterhaltender Roman ist, sondern eher einer, der zum Nachdenken
anregt. Denn dass solche Dinge auch in der Realität – fernab von
Büchern und Phantastik – passieren, kann nicht geleugnet werden.
Aus dieser Sicht ist der Roman sehr hart und wirklich schockierend.
Das wirklich schockierende ist ja, dass diese Dinge in unserer realen Welt passieren und dass es quasi vor unserer Haustür geschieht. Es stimmt schon, wirklich unterhaltend ist der Roman, wenn man es so sieht, nicht. Er ist schockierend, aber unbedingt lesenswert!
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