Titel: Der Krieg und das Mädchen
Autor: Jürgen Seidel
Seiten: 480 Seiten
Preis: 16,99€
Verlag: cbj
ISBN: 978-3570157633
Klappentext
August 1914: Endlich hat der große Krieg, den alle kommen spürten, wirklich begonnen. Das junge Paar Fritz und Mila wird gemeinsam mit so vielen anderen in den Taumel aus Kriegsbegeisterung und Feindseligkeit hineingerissen. Doch auch zwischen den beiden scheinen sich unkontrollierbare Gefühle zu erheben: Fritz erhofft sich vom Krieg eine Art Reinigung von verbotenen Gefühlen, die er nicht mal Mila anvertrauen kann, und meldet sich freiwillig an die Front. Und Mila bekommt plötzlich heftige Anfeindungen zu spüren, weil ihr Vater Franzose war und Frankreich jetzt als »Erbfeind« gilt. Als ein als Franzosenhasser bekannter Lehrer stirbt, kommt Mila in Untersuchungshaft. Hochverrat – schnell steht die Anklage im Raum ...
Meine Meinung
„Der Krieg und das Mädchen“ von
Jürgen Seidel ist ein historischer Roman über die Zeit vor dem
ersten Weltkrieg und den ersten Monaten von eben diesem. Es geht vor
allem um eine Gruppe Jugendlicher, die alle anders mit der Thematik
des herannahenden Kriegs umgehen.
Ich persönlich bin der Meinung, dass
man den Roman in zwei Geschichte aufteilen muss. Zum einen die
Geschichte um Mila und ihre Mutter und zum anderen Fritz' Geschichte.
Milas Geschichte über die Freiheit, Frieden und die Probleme, die
ihr französischer Nachname macht, fand ich insgesamt sehr langatmig
und in sich nicht abgeschlossen, da viele Details sehr unklar
geblieben sind und man auch mitten drin rausgerissen wird.
Fritz, der mit Gefühlen zu kämpfen
hat, die er am liebsten loswerden würde, gefiel mir da schon um
einiges besser, weil es komplett abgeschlossen war und mich sehr
berührt hat. Mit der vermeintlichen Homosexualität von Fritz hat
Seidel ein Thema angesprochen, welches mir so in einem Jugendroman
noch nicht unter die Augen gekommen ist. Ich fand die Gefühlswelt
von Fritz sehr gut dargestellt und auch seine „verbotenen“
Gefühle, die er im Krieg zu bekämpfen versucht. Das Ende hat mich
dann auch noch einmal zu Tränen gerührt und meine gesamte Meinung
über den Roman zumindest ein Stück weit verändert.
Leider gibt es im gesamten Buch aber zu
viele Stellen, die für einen Moment Bedeutung haben, aber später
überhaupt nicht mehr näher thematisiert werden, obwohl ich sie als
Leser für wichtig eingeschätzt habe.
Die historische Darstellung finde ich
insgesamt sehr gelungen und der „Zeitgeist“, die Vorkriegsstimmung
und die wirklich übersteigerte Vaterlandsliebe, ist für mich gut
eingefangen worden. Auch die Beschreibungen der Front und die
historische Übersicht über eben diesen Krieg, welche sich hinter
dem eigentlichen Roman befindet, empfinde ich als positiv.
Negativ aufgefallen sind mir leider
einige Rechtschreibfehler, Wortdreher und vergessene Worte, welche
den Lesefluss stellenweise etwas gestört haben. Hinzu kamen die eher
„altertümlichen“ Begriffe, die ich zwar zuordnen konnte, aber
vielleicht einige eher junge Leser vor Probleme stellen könnte.
Insgesamt war das Buch für mich keine
Offenbarung, aber auch nicht vollkommen schlecht. Es ließt sich
relativ flüssig, aber die Spannung hätte doch noch mehr ausgebaut
werden können. Vor allem kann der Zugang für jüngere Leser, die
sich mit der Thematik noch nicht auskennen doch schwer werden, denn
übersteigerte Vaterlandsliebe und der Heldentod, der immer wieder
aufkommt sind doch nicht so leicht zu verarbeiten.
Zum zweiten Mal konntet ihr heute einen Beitrag von meiner lieben Pausenmusikerin lesen. Schreibt doch einfach in die Kommentare ob es euch gefallen hat ^_^
Dass einige Begriffe, die heute kaum noch jemand versteht, verwendet wurden, habe ich ebenfalls bemängelt und der Autor will bei seinen weiteren Werken darauf achten. Man hätte diese Begriffe ganz einfach in einer Fußnote erklären können. Ansonsten sind die letzten Wochen vor Kriegsausbruch gut eingefangen und eine gute Recherche bietet viel Hintergrundinformation. Auch für Erwachsene ein lohnenswertes Buch!
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