Titel:
Soloalbum
Autor:
Benjamin v. Stuckrad-Barre
Seiten:
245 Seiten
Verlag:
Kiepenheuer & Witsch
ISBN:
9783462027693
Klappentext
»Mit großen Augen betrachtet Stuckrad-Barre die Welt in genau der Oberflächlichkeit, in der sie sich präsentiert – und malt auf diese Weise ein umso schärferes Bild von Mode und Verzweiflung in den späten 90ern.« Stern
Meine Meinung
Mit Soloalbum hat Benjamin v. Stuckrad Barre eine Figur geschaffen,
in deren Seelenleben sich der Leser die meiste Zeit über bewegt. Aus
dieser Perspektive wirkt die Handlungsweise des Protagonisten
durchaus plausibel und realistisch, wohingegen man sein klammerndes
Verhalten, die Tatsache, dass er seine Ex-Freundin Katharina
andauernd anruft oder einfach ständig an die denken muss, objektiv
betrachtet schon ein bisschen als eine Art Stalkertum bezeichnen
könnte.
Neben dieser Hauptthematik beschäftigt der Roman sich allerdings
auch sehr stark mit der Musik der 90er Jahre, besonders dem Britpop –
also Bands wie Oasis und andere Bands, die zu dieser Zeit aus England
herüberschwappten. Ich möchte nicht behaupten, dass jeder
Kapitelname ein Oasis-Song ist, weil ich soviele einfach nicht kenne,
aber „Don't look back in anger“ oder „Slide away“ sind
tatsächlich welche.
„Außerdem, fällt mir dabei ein, pisse ich, seit sie weg ist, immer ins Waschbecken, das habe ich früher nicht gemacht.“ (S. 82)
Tatsächlich muss man sagen, dass
„Soloalbum“ kein sonderlich spannender Roman ist, allerdings bin
ich persönlich gerne mit dem namenlosen, männlichen Protagonisten
auf die Reise gegangen, sein Leben zu verändern. Stuckrad-Barre
zeichnet ein wunderbar realistisches Bild der Gesellschaft – von
Liebeskummer, von Aufbruch und Stillstand.
Die Sprache und auch die Handlung
ist vielleicht nicht an allen Stellen schön, im Sinne von elegant,
aber das verdeutlicht noch viel besser, wie sehr dieser Roman doch
wirklich an der Realität ist. Stuckrad-Barre schreckt beispielsweise
auch nicht davor zurück, seinen Protagonisten nächtelang unter dem
Einfluss von Kokain stehen zu lassen.
Meiner Meinung nach ist „Soloalbum“
durchaus ein tolles Buch für jemanden, der auch Autoren wie Sven
Regener oder Rocko Schamoni mit ihren Romanen „Herr Lehmann“ oder
„Dorfpunks“ gerne einmal zur Hand nimmt.
Der zugehörige Film zum Buch konnte
mich leider bis zur Hälfte nicht so sehr überzeugen, da auf mich
alles sehr anders wirkt, als ich es mir im Buch vorgestellt habe.
Zusätzlich bekommt der Protagonist plötzlich einen Namen – Ben.
Ich persönlich würde also immer die schriftliche Version von
„Soloalbum“ vorziehen und auch gerne noch ein paar andere Bücher
des Autoren lesen.
„So ist es in der Musik, so ist es in der Liebe. Und ich komme nicht los von Katharina, einfach nur, weil sie meine bisher erfolgreichste Platte war, am längsten in den Charts, im Herzen und auf Tour.“ (S. 202)
Von mir bekommt das Buch, aufgrund
seiner gut ausgearbeiteten Thematik und der gesellschaftlichen Bezüge
und auch trotz der vielleicht mangelnden Spannung volle vier Herzen
und auch dem Film werde ich wohl noch einmal eine zweite Chance geben
und ihn mir zumindest bis zum Ende ansehen.
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