Titel: Der Fall Eduard Einstein
Autor: Laurent Seksik
Seiten: 327 Seiten
Preis: 18,99€
Verlag: Blessing Verlag
Verlag: Blessing Verlag
ISBN: 978-3-89667-520-0
KlappentextAls Eduard Einstein wegen unkontrollierbarer psychotischer Anfälle in eine Heilanstalt bei Zürich eingewiesen wird, lebt und forscht sein Vater in Berlin. Albert Einstein hat neu geheiratet und ist auf der Höhe seines Ruhmes als Naturwissenschaftler. Nur ein einziges Mal findet er noch Gelegenheit, seinen Sohn zu besuchen, der sich tief verkannt fühlt.
Meine Meinung
„Auch in Walsers Augen haben Berühmtheit und die Tatsache, dass man gelesen und verehrt wird, nur wenig Bedeutung.“ (S. 298)
„Der Fall Eduard Einstein“ ist
ein Roman größtenteils über das Leben des an Schizophrenie
erkrankten Sohnes des berühmten Naturwissenschaftler. Immer wieder
werden aber auch Szenen aus dem Leben und der Gedankenwelt seiner
Eltern – Mileva Maric und Albert Einstein – geschildert, die
Eduards Leiden aus einer anderen Sicht widerspiegeln.
Das gesamte Werk beruht außerdem
auf Tatsachen und ist somit nicht sehr fiktiv. Dadurch liest es sich
an einigen Stellen etwas schwierig und lässt sich auch nicht als
spannend bezeichnen, doch auf seine Art und Weise ist dieser Roman
wirklich gut gelungen.
Er bietet nicht nur einen Überblick
über das private Leben der Familie Einstein, sondern auch über die
damalige Wissenschaft und die Behandlungsmethoden im Bereich der
Geisteskrankheiten. Berühmte Persönlichkeiten wie Sigmund Freud
oder Oppenheimer finden Erwähnung durch ihre Verbindung zu Albert
Einstein.
„Sein ganzes Leben war ein Kampf, um die Ordnung der Dinge zu verändern. Nichts kann Eduards Unordnung ändern.“ (S. 292)
Besonders spannend empfand ich
persönlich, wie Albert Einstein zu seinem Sohn Eduard stand. Die
Beziehung wird in meinem Augen als sehr schwierig beschrieben, da der
Vater sich nicht mit der Krankheit des Sohnes abfinden kann. Immer
wieder wird wieder wird beschrieben, dass Einstein den Grund für die
Krankheit auf Familie seiner Exfrau Mileva schiebt, deren Schwester
in der gleichen Anstalt behandelt wurde, wie Eduard später.
In meinen Augen wird deutlich, dass
Einstein mit seiner Einwanderung in die Vereinigten Staaten nicht nur
vor dem Nationalsozialismus in Deutschland geflohen ist, sondern auch
vor der Konfrontation mit seinem Sohn, der ein sehr schlechtes Bild
von seinem Vater entwickelt hat. Dies erklärt sich für mich
dadurch, dass er seine Mutter sehr geliebt hat und seinem Vater die
Schuld für die Scheidung gab.
„Das bedeutet, dass ich dreiundzwanzig Jahre mit einem nahestehenden Vater und zweiundzwanzig Jahre ohne einen nahestehenden Vater gelebt habe. Nun frage ich Sie, der Sie in Mathematik genauso bewandert sind wie in Philosophie: Kann man sagen, dass ich einen nahen Angehörigen verloren habe?“ (S. 311)
Der Autor schlägt zum Ende hin
einen deutlichen Bogen zur letzten Begegnung zwischen Eduard und
seinem Vater zweiundzwanzig Jahre zuvor, sodass die Handlung dadurch
inhaltlich abgeschlossen und schlüssig wird. Es scheint beinahe, als
würde der Sohn seinen Vater nun verstehen können, auch wenn das
durch Eduards Krankheitsbild doch schwer vorstellbar ist.
An einigen Stellen ergaben sich für
mich einige Unstimmigkeiten. So war ich bis zur Hälfte des Buches
davon überzeugt, dass Eduard der ältere und Hans Albert der jüngere
Sohn Einsteins war, obwohl sich im Nachhinein herausstellte, dass es
genau andersherum war. Außerdem tauchte zum Ende hin plötzlich eine
„Margot“ als Einsteins Schwiegertochter auf, während Hans
Alberts Frau zuvor auf den Namen „Frieda“ hörte.
Von Zeit zu Zeit behandelt „Der
Fall Eduard Einstein“ eine sehr große Zeitspanne in der wenig
Text, was zunächst für Verwirrung sorgte. Insgesamt schildert der
Roman eine Zeit von vierunddreißig Jahren und die Zeitsprünge
werden nicht immer gleich deutlich.
Bis auf diese Punkte konnte der
Roman mich allerdings voll und ganz überzeugen. Es ist eine
interessante Schilderung über das Leben der Familie Einstein oder
eher über den „Untergang“ der Familie Einstein, den ich sehr
gerne gelesen habe.
Liebe Karokoenigin, wie so viele Leser vor Dir hast auch Du diesen Roman als eine Biographie gelesen. Das ist ein Fehler ! Was wie Tatsachen erscheint - Namen, Daten, Ereignisse, Kombinationen.. - sind zu einem nicht unwesentlichen Teil Erfindungen eines Autors, der kein Historiker sein will, sondern ein Romancier. Niemand nimmt ihm uebel, dass er sich mit viel Phantasie und 'Intuition' in seine Figuren einfuehlt und den Leser zum Mitfuehlenden macht. Dass diese Figuren mit den historischen drei Einstein wenig mehr als die Namen teilen, macht den Roman zu einem Aergernis. Eduard - und auch sein Vater und seine Mutter - haette Besseres verdient.
AntwortenLöschenBarbara Wolff
Um es als Biografie zu lesen weiß ich leider viel zu wenig über das Leben Einsteins. Wenn es in meiner Rezension so rüberkommt, tut es mir furchtbar Leid, aber so sollte es doch nicht rüberkommen. Viel mehr finde ich, dass gut geschildert wird, wie es hätte sein können. Ich möchte aber auch viel mehr erklären, wie es im Zusammenhang des Romans beispielsweise zur Auswanderung oder vielen anderen Konsequenzen kam. Meine Schlüsse auf den Wahrheitsgehalt des Romans habe ich viel mehr auf die Dinge, die im Anhang genannt werden, gestützt.
LöschenVielen Dank für deinen Kommentar,
Karokoenigin