Titel: Am seidenen Faden
Autor: Joy Fielding
Seiten: 411 Seiten
Preis: 9,99€
Verlag: Goldmann Verlag
Verlag: Goldmann Verlag
ISBN: 978-3-44244370-3
Klappentext
Wie schön könnte das Leben für Kate Sinclair in ihrem Traumhaus in Palm Beach sein. Doch die wohlgeordnete Welt der erfolgreichen Familientherapeutin zeigt Risse: Ihre ältere Tochter rebelliert, ihre Mutter terrorisiert die Umwelt. Und ihre exzentrische Halbschwester Jo Lynn verkündet öffentlich, sie wolle einen Mann heiraten, dem die Ermordung von dreizehn Frauen zur Last gelegt wird. Plötzlich sieht Kate sich und ihre Familie hineingezogen in die nachtschwarze Welt eines unberechenbaren Psychopathen.
Meine Meinung
Die Romane von Joy Fielding haben mich persönlich als Leser immer
schon fasziniert. Nun, da ich meine erste Rezension zu einem ihrer
Romane schreibe, habe ich mich lange gefragt, warum das eigentlich so
ist. In meiner Rezension will ich nun versuchen, meine Beweggründe
in Worte zu fassen.
Zuallererst finden sich in Fielding's Romanen immer sehr starke,
facettenreiche Frauen in der Rolle des Protagonisten. In diesem ist
es Kate Sinclair - Familientherapeutin, verheiratet, zwei Kinder. Ihr
gegenüber steht ihre Halbschwester Jo Lynn, die zwar nach außen hin
sehr tough wirkt, sich am Ende aber doch als eher anders zeigt –
jede weitere Erklärung wäre ein Spoiler.
Ich habe oft gelesen, dass die Rolle der Protagonistin nicht
authentisch wirkt, da sie als Therapeutin ihr Privatleben mit ihrer
pubertierenden Tochter viel besser auf die Reihe bekommen müsste und
auch nicht so oft mit ihrem Mann in Streit verfallen würde, doch
gerade das zeigt für mich eine Art Menschlichkeit, die jemanden in
diesen Berufen wohl oft abgesprochen wird.
Für mich ist Kates Rolle sehr stimmig und auch die Art, wie sie sich
mit Colin Friendly's Fall befasst, erscheint mir nicht zu weit
hergeholt.
Auch dies ist etwas, was ich an Fielding's Romanen schätze. Sie sind
nicht nach dem üblichen Prinzip aufgebaut – das heißt, es gibt
keinen Polizisten, Ermittler, Detektiv in der Rolle des
Protagonisten, woraufhin es alles viel persönlicher wirkt. Fielding
schreibt über die Betroffenen, die, die sich „mittendrin“
befinden.
„Am seidenen Faden“ ist als eine Art Bericht verfasst worden, den
Kate Sinclair an die Polizei verfasst – quasi nach dem Ende des
Buches. Allerdings gibt es keine Erzählerrolle, die in diesen
Bericht eingreift. Die Handlung verläuft flüssig, als würde sie
aktuell geschildert. Dadurch, dass Kate Sinclair aber sehr in den
behandelten fall von Colin Friendly, einem Mörder, verstrikt ist,
setzt der Roman sich sehr lange mit der Geschichte ihrer Familie
auseinander. Zwischenzeitlich kam es mir sehr langwierig vor, doch
betrachtet man die Handlungsabfolge noch einmal nach Abschluss des
Romans, macht es in meinen Augen doch Sinn.
Fielding's Charaktere sind alle sehr facettenreich und schlüssig
„konstruiert“. So war mir besonders die langsam an Alzheimer
erkrankende Mutter der Protagonistin aus irgendeinem Grund sehr
sympathisch.
Für mich besteht kein Zweifel, dass Joy Fielding mit diesem Roman
wieder ein sehr gutes, aber auch psychisch „hartes“ Werk
geschaffen hat. Es gibt einige Sequenzen mit geschilderten
Albträumen, die mir doch ab und zu eine Gänsehaut über den Rücken
gejagt haben.
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